Pflege und Betreuung

Ausgehend vom anthroposophischen Menschenverständnis, das die leiblichen, seelischen und geistigen Grundlagen und Bedürfnisse des Menschen einbezieht, verstehen wir den Menschen als ein Wesen, welches in Freiheit denkend sein individuelles Schicksal selber gestaltet und bestimmt.

Unsere Pflegephilosophie besteht darin, unterstützend und beratend tätig zu werden, wo es gewünscht oder durch abhandengekommene Fähigkeiten notwendig wird. Dabei stützen wir uns auf die anthroposophisch erweiterte Pflege, mäeutische Grundlagen nach Dr. Nora van der Kooij und Methoden der Validation.

Die Einstufung in eine Pflegestufe erfolgt aufgrund des RAI/RUG-Leistungserfassungssystems.

Medizinische Grundversorgung

Die Bewohner:innen haben grundsätzlich freie Arztwahl. In enger Zusammenarbeit mit den drei Heimärzt:innen, die regelmässig zur Visite ins Alterswohn- und Pflegeheim kommen, wird die medizinische Betreuung und Notfallversorgung gewährleistet.

Wird es notwendig, interne oder externe Therapien wie beispielsweise Physio-, Ergo- oder Logopädie-Therapien zu organisieren, übernimmt der Pflegedienst diese Aufgabe. Die Bewohner:innen haben die Möglichkeit, sich schulmedizinisch oder auch durch einen anthroposophisch geschulten Arzt betreuen zu lassen.

Therapien

Den Bewohner:innen im Rüttihubelbad wie auch der Öffentlichkeit steht ein grosses Angebot an grösstenteils anthroposophisch orientierten Therapiemöglichkeiten direkt im Haus oder auf dem Areal zur Verfügung. Die Therapien helfen nicht nur bei aktuell vorhandenen Schmerzen oder Schwierigkeiten, sondern tragen wesentlich dazu bei, die Fähigkeiten und die Selbständigkeit der Bewohner:innen möglichst lange zu erhalten.

Es ist jeweils abzuklären, welche Therapiemöglichkeiten von der Zusatzversicherung der Krankenkasse übernommen werden.

Wenn Stille bewegt: mit Craniosacral-Therapie zu mehr Wohlbefinden und Ausgeglichenheit im Alter.

Der Name setzt sich aus den Begriffen Cranium (Schädel) und Sacrum (Kreuzbein) zusammen. Dort und beim Rückenmark befindet sich die Gehirnflüssigkeit, welche rhythmisch zwischen Schädel und Kreuzbein fliesst. Sie schützt und versorgt Hirn, Rückenmark und Nerven.

Die Therapeut:innen geben mit ihren Händen sanfte, manuelle Impulse, um ein besseres Fliessen der Gehirnflüssigkeit zu ermöglichen. So können Nerven, Muskeln, Organe oder die Gewebe des Körpers optimal miteinander funktionieren. Selbstheilungskräfte werden aktiviert und das körperliche und seelische Wohlbefinden gefördert.

Die Therapie eignet sich u. a. bei folgenden Beschwerden:

  • Schmerzen (Kopf-, Nacken-, Rücken-, Gelenke-, etc.)
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Schlafschwierigkeiten
  • Verdauungsprobleme
  • Angespanntheit und Unruhe

Die Behandlung erfolgt in der Regel auf einer Liege in bequemen Kleidern.

Ingrid Zengaffinen
ingrid.zengaffinen@bluewin.ch
079 682 52 90

Finanzierung
Zusatzversicherung: Kostenübernahme abklären

Heileurythmie eignet sich für jedes Alter, wirkt auf den gesamten Organismus und fördert die Selbstheilungskräfte. Die Bewegungen werden auf die jeweiligen Patient:innen und ihre Situation angepasst.

Die Heileurythmie wurde 1921 aus der Bewegungskunst Eurythmie entwickelt. Sie ist eine anthroposophische Bewegungstherapie für jedes Alter, wirkt auf den gesamten Organismus aufbauend, anregend, lösend und strukturierend. Sie kommt bei akuten und chronischen Krankheitsformen zur Anwendung.

In der Vitaleurythmie werden harmonisierende Übungen zur täglichen Anwendung erarbeitet. Sie dienen der Förderung des allgemeinen Wohlbefindens. Vitaleurythmie ist bei Stress und Erschöpfungszuständen besonders wirksam. Sie wirkt verjüngend und belebend.

Gabriela Kurmann
info@gabrielakurmann.com
076 323 09 09

Finanzierung
Zusatzversicherung (Leistungen unterscheiden sich je nach Krankenkasse).

Mit dieser speziellen Massagetechnik werden Lymphstauungen im Gewebe reduziert, indem die Motorik der Lymphgefässe angeregt wird. Sie wirkt stark entspannend und beruhigend.

Bei der manuellen Lymphdrainage handelt es sich um eine spezielle Massagetechnik, mit der Lymphstauungen im Gewebe reduziert werden können. Die manuelle Lymphdrainage ist eine entstauende Massnahme, mit deren Hilfe die Motorik der Lymphgefässe angeregt und damit der Abtransport überschüssiger Gewebeflüssigkeit erleichtert werden soll. Darüber hinaus hat die Lymphdrainage eine stark entspannende und beruhigende Wirkung und sie regt das Immunsystem an.

Eine gestörte Funktionsfähigkeit dieses Drainagesystems, zum Beispiel infolge von Verletzungen oder nach Operationen, kann zu einer Ansammlung von Flüssigkeit in den Zellzwischenräumen führen. Als Folge davon können Schwellungen (Ödeme) entstehen.

Renate Kunz
renate-kunz@bluewin.ch
077 404 68 22

Finanzierung
Grundversicherung / Komplementärversicherung

Die anthroposophische Musiktherapie ist eine nonverbale Therapieform, die gezielt auf die vielfältigen Möglichkeiten der Musik zur Anregung und Stärkung der Selbstheilungskräfte und zur Harmonisierung der Atmung setzt.

Die anthroposophische Musiktherapie nutzt je nach Krankheit und Bedürfnis der jeweiligen Patient:innen unterschiedliche Elemente der Musik – Töne, Tonleitern, Intervalle, Rhythmen, Stimmungen. Sie arbeitet mit Hilfe spezieller Instrumente, die einfach und ohne Vorkenntnisse zu spielen sind und einen intensiven Klang erzeugen. Neben den Instrumenten spielt die Stimme eine wesentliche Rolle.

Musiktherapie wird bei akuten und chronischen Krankheiten angewendet. Sie entspannt, belebt, stärkt das Selbstvertrauen, verbessert die Kommunikationsmöglichkeiten, unterstützt persönliche Entwicklungsschritte, weckt Lebensfreude. Musiktherapie eignet sich für Menschen jeden Alters und setzt keine besondere musikalische Vorbildung oder Musikalität voraus.

Diana Sennhauser
klangwelt@gmx.ch
079 465 64 33

Finanzierung:
Zusatzversicherung (Leistungen unterscheiden sich je nach Krankenkasse)

In der Physiotherapie kommen verschiedene Techniken wie zum Beispiel Atemtherapie, Manuelle Therapie oder koordinierende Übungen zur Anwendung. Sie dienen dem Erhalt der Gesundheit, Selbständigkeit und Lebensqualität.

Die Physiotherapie wird in der rehabilitativen und palliativen Pflege eingesetzt und basiert auf interdisziplinärer Zusammenarbeit. Sie dient der:

  • Unterstützung der Selbständigkeit und Lebensqualität
  • Erhaltung bzw. Verbesserung von Atem und Kreislauf
  • Koordination und Sensomotorik
  • Sturzprophylaxe
  • Rehabilitation nach Verletzungen und Operationen

Vielfältige Techniken werden dazu angewendet, zum Beispiel Funktionelle Bewegungstherapie, Atemtherapie, Manuelle Therapie, Manuelle Lymphdrainage.

Ihre Physiotherapeuten sind auch Feldenkraislehrer.

Christoph Somalvico
c-somalvico@bluewin.ch
079 227 45 18

Renate Kunz
renate-kunz@bluewin.ch
077 404 68 22

Finanzierung
Grundversicherung / Komplementärversicherung

Die Rhythmische Massage-Therapie basiert auf dem anthroposophischen Menschenverständnis. Durch einfühlsame, fliessende, rhythmische Massagegriffe werden Selbstheilungskräfte und Gesundheit angeregt.

Die Rhythmische Massage wird befundorientiert angewendet. Sie aktiviert in Passivität gefallene Prozesse im Körper und gleicht Einseitigkeiten im Organismus aus. Sie wirkt auch auf tiefere Schichten des Gewebes. Dabei verbessern sich zum Beispiel die Durchblutung, die Lymphgefäss-Motorik, die Atmung und Verdauung sowie der Schlaf-Wach-Rhythmus. Sie löst Verspannungen und oder weckt Bewusstsein.

Grundsätzlich wird die individuelle Präsenz im Leib harmonisierend angesprochen. Menschen mit Symptomen von Demenz finden Halt. Bewohner:innen auf dem letzten Lebensweg erfahren Linderung der Schmerzen und im Geistig-Seelischen Beruhigung und Öffnung.

Ricarda Zawadzki
ricarda@bzawadzki.ch
033 251 18 68
079 302 62 80

Finanzierung
Zusatzversicherung (Leistungen unterscheiden sich je nach Krankenkasse)

Die Kernelemente dieser Therapie sind die Laute, der Atem, der Rhythmus, Sprachübungen sowie Gedichte.

Die ATS fördert eine harmonisierende, konzentrierende und erwärmende Wirkung.
Sie greift regulierend in die Atmung und in die Körper-Haltung ein, will das Selbstvertrauen stärken, den Menschen von innen erkraften, den Sprachsinn beleben und die verschiedenen Laute haben eine unterschiedliche Wirkung auf den Körper.
Sie fördert einen ganzheitlichen Genesungs- und Selbstheilungsprozess.
Geeignet für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ältere Menschen. Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Andrietta Wolf
wortkraft@bluewin.ch
041 486 01 20

Finanzierung
Krankenkassen-anerkannt

Seelsorge, Spiritualität, Sterben

Ausgehend vom ganzheitlichen Menschenverständnis der Anthroposophie berücksichtigen wir die individuellen Bedürfnisse von Körper, Geist und Seele unserer Bewohner:innen. Wir arbeiten mit Seelsorger:innen und Geistlichen verschiedener Glaubensrichtungen zusammen.

Es finden regelmässig reformierte Gottesdienste, Menschenweihehandlungen, Feiern zu den Jahresfesten, Morgenkreise und Wochenbeginne sowie Totengedenkfeiern statt. Verstorbene können auf Wunsch in ihrem Zimmer aufgebahrt werden.

Sensorium

Di – Fr: 9.00 – 17.00 Uhr
Sa / So: 10.00 – 17.00 Uhr
Montag Ruhetag

1. November – 31. März

Mi – So: 10.00 – 17.00 Uhr
Montag und Dienstag Ruhetag


Öffnungszeiten Sekretariat

Di – Fr:
09.00 – 12.00 Uhr
13.30 – 17.00 Uhr

Samstag – Montag geschlossen

Sekretariat Sensorium

Telefon 031 700 85 85
E-Mail schreiben

Restaurant & Lade-Kafi

Restaurant

Mittwoch/Donnerstag: 
8:00 – 21:00 Uhr

Freitag/Samstag: 8:00 – 22:00 Uhr

Sonntag: 8:00 – 18:00 Uhr

Montag und Dienstag: Ruhetag

Lade-Kafi

Selbstbedienungsrestaurant
11:00 – 17:00 Uhr

Samstag Ruhetag
(ausser Samstag, 28.12.24: offen von 11:00 – 17:00 Uhr)

Empfang Réception

Schalteröffnungszeiten

Montag – Freitag Samstag 
08:30 – 11:00 Uhr  14:00 – 16:30 Uhr08:00 Uhr – 11:30 Uhr

Telefonische Kontaktaufnahme:
031 700 81 81

 

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Ab 2011: Vornahme von Grossinvestitionen

Die Bausubstanz wie auch die energietechnischen Anlagen kommen nun „in die Jahre” und müssen werterhaltend erneuert werden. In den Jahren 2011-2013 werden rund 1.5 Mio. Franken für die Sanierung der Energietechnik aufgewendet. Zudem wird im Jahr 2011 ein Gehweg zwischen der Gemeindegrenze Worb und den Parkplätzen des Rüttihubelbad erstellt, um die Verkehrssicherheit der Fussgänger:innen zu verbessern. Dafür ist vorgängig ein Landabtausch mit einem Nachbarn vorgenommen worden. Ebenfalls im 2011 wird ein grosser, attraktiver Kinderspielplatz abseits der Strasse errichtet.

Die Stiftung Rüttihubelbad ist in der Lage, diese Grossinvestitionen aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

1 Die Informationen zur Geschichte des Rüttihubelbads von 1756-1982 stammen aus folgendem Werk: Bohnenblust, Emil O.: Mit frischem Wind zu neuen Ufern. Separatdruck ca. 1995.

2004 – 2010: Erweiterungen und Umbauten

Im Jahr 2004 wird ein grosser Teil des letzten noch leer stehen Gebäudes – das im Rohbau bestehende, aber nie realisierte Therapiebad – für die Dauerausstellung «Sensorium» eingerichtet.

2008 wird das Restaurant umgebaut, eine freundliche und helle Atmosphäre entsteht. Gleichzeitig wird das Quellwasser so gefasst, dass das Restaurant den Gästen das „Hübeliwasser” anbieten kann.

Im Jahr 2010 wird der letzte, sich im Rohbau befindliche Gebäudeteil für die Erweiterung vom Sensorium und für die Verbesserung der Entsorgungssituationen instand gestellt.

Die wirtschaftliche Situation hat sich so stark verbessert, dass die Hypothekarverschuldung von 22.5 Mio. Franken (1998) auf 9.2 Mio. Franken (2010) vermindert werden kann.

Foto: Daniel Fuchs (Bilderarchiv Rüttihubelbad)

1999 bis heute: Die Stiftung Rüttihubelbad als verlässliche Partnerin

2001 beschliessen die Hypothekargläubiger, ihr Engagement bei der Stiftung Rüttihubelbad zu beenden und schreiben nochmals 6.3 Mio. Franken von ihren Guthaben ab. Die damit verbundene Umfinanzierung führt dazu, dass die Hypotheken seither ausschliesslich von dem Rüttihubelbad nahe stehenden alternativen Banken und Pensionskassen gewährt werden.

Die Stiftung Rüttihubelbad entwickelt ihre Dienstleistungen in einer fachlich anerkannten und geschätzten Qualität. Die Sozialtherapeutische Gemeinschaft wird von der IV und später vom Kanton in grossem Ausmass unterstützt. Sie ist seit 2002 als Behindertenheim mit Wohn- und Beschäftigungsangeboten zertifiziert. Das Alterswohn- und Pflegeheim erhält die kantonale Betriebsbewilligung und viele betagte Menschen nutzen gern auch das komplementärmedizinische und das kulturelle Angebot. Jährlich finden zahlreiche Bildungskurse, kulturelle Anlässe und Ausstellungen statt. Restaurant und Hotel erleben während der Jahre ein Auf und Ab.

Die Stiftung Rüttihubelbad entwickelt sich mit rund 250 Mitarbeitenden zu einer der grössten Arbeitgeberinnen der Region. Der jährliche Umsatz bewegt sich um rund 18 Mio. Franken. Die Stiftung kommt allen finanziellen Verpflichtungen nach und erteilt vielen Handwerkern der Region willkommene Aufträge.

1992 – 1998: Neue Führung erreicht eine Sanierung

Als erste Massnahme werden Stiftungsrat und Geschäftsleitung neu und kompetent besetzt mit der festen Absicht, den Konkurs zu verhindern und das Rüttihubelbad auf eine gesunde finanzielle Grundlage zu stellen. Im Frühjahr 1993 kann der erste Sanierungsschritt mit dem „Handarbeiterabkommen” realisiert werden. Die Handwerker sind bereit, auf die Hälfte der noch offenen Forderungen (6 Mio. Franken) zu verzichten. Die anderen 6 Mio. werden zur einen Hälfte von einer privaten Gönnerin und zur anderen von der Genossenschaft EvK zur Verfügung gestellt. Ende 1993 erfolgt der zweite Sanierungsschritt. Ein Bankenkonsortium und die Berner Versicherung stellen 10 Mio. Franken zur Fertigstellung der Gebäulichkeiten (Behindertenheim, Alterswohn- und Pflegeheim und Restaurant) zur Verfügung, damit die brachliegenden Kapazitäten überhaupt genutzt werden können.

Im Herbst 1994 wird das Sozial- und Kulturwerk mit Restaurant und Hotel eingeweiht. Die Hypothekarbelastung beträgt über 40 Mio. Franken. Zwei Jahre später kann aufgrund der Erfahrungen ein Sanierungsplan für die Verhandlung mit den Kapitalgebern ausgearbeitet werden. Im Januar 1998 erfolgt der dritte und letzte Sanierungsschritt. Die Stiftung bringt – mit Hilfe von zahlreichen privaten Gönnern und Gönnerinnen – neue Eigenmittel von 6 Mio. Franken ein und die Hypothekargläubiger schreiben 10 Mio. Franken ab. Die Genossenschaft EvK löst ihre verzinste Bürgschaft ein und die Hypothekarbelastung sinkt auf 22.5 Mio. Franken. Damit wird die Stiftung finanziell gesund. Die Zinsen für das verbleibende Fremdkapital sowie die betriebswirtschaftlich notwendigen Abschreibungen können von nun an knapp erwirtschaftet werden.

1986 – 1992: Erwerb durch die Stiftung Rüttihubelbad und Finanzprobleme

1986 gründet der gemeinnützige „Verein für ein Alters- und Pflegeheim auf anthroposophischer Grundlage” mit Sitz in Bern die Stiftung Rüttihubelbad. Zweck dieser gemeinnützigen Stiftung ist der Erwerb des Kurhauses Rüttihubelbad und den dazugehörigen landwirtschaftlichen Liegenschaften, um ein gemeinnütziges Alters- und Pflegeheim auf anthroposophischer Grundlage zu errichten und zu betreiben. Die Stiftung erwirbt das Grundstück mit den bestehenden Gebäuden für rund 2 Mio. Franken, welche durch Spenden zusammengekommen sind. Es ist geplant in zwei Bauetappen ein Alters- und Pflegeheim, ein Kulturzentrum mit einem grossen Saal für Konzerte, Theater, Vorträge, Tagungen und Kongresse, ein Restaurant mit einer Pension, einen Laden mit Tea-Room, einen Ausstellungsraum, ein öffentliches Hallenbad mit Therapieräumen, ein Wohnhaus für Mitarbeitende und Menschen mit Unterstützungsbedarf und eine Werkstatt zu bauen. Alle Gebäude sollen unterirdisch miteinander verbunden werden und es soll der Charakter eines „Dörfli” entstehen. Für die Finanzierung werden Bundessubventionen, Bankkredite und vor allem zinsgünstige Darlehen und Spenden aus anthroposophischen Kreisen erwartet. 1987 wird nach dem Abbruch aller bisherigen baufälligen Gebäude mit den Bauarbeiten begonnen. 1991 ziehen die ersten Bewohner:innen mit viel Enthusiasmus in das noch unfertige Altersheim ein.

Zu Beginn der 90er Jahre zeigt sich, dass der Bau nicht wie erhofft finanziert werden kann. Die fehlenden Gelder sowie zwischenmenschliche Probleme und Führungsschwierigkeiten führen dazu, dass die beteiligten Banken 1992 einen Bau- und Zahlungstopp verfügen. 60 Mio. Franken sind bisher verbaut worden, davon sind 12 Mio. noch nicht bezahlt. Von den geplanten Kapazitäten sind erst 20% für die Nutzung fertig gestellt. Es droht der Konkurs.

Foto: Hansueli Trachsel
Foto: Hansueli Trachsel

1756 – 1834: Kampf für ein Badewirtschaftsrecht

Ab 1834 entwickelt sich das Rüttihubelbad sehr schnell zu einem beliebten und vielbesuchten Kurbad. Schon ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts besteht es aus zwei Gebäuden mit insgesamt 45 Zimmern für ungefähr 60 Kurgäste. Es gibt zehn Badestuben, in denen sich je zwei Wannen befinden. Später werden die alten Gebäude ausgebaut und neue Nebengebäude erstellt. Ende des 19. Jahrhunderts zählt das Rüttihubelbad 95 Zimmer. Jeden Dienstag und Samstag holt der „Badomnibus” die Kurgäste in Bern ab. So wird ihnen die beschwerliche Anreise erleichtert.

Kolorierte Zeichnung von P. Schöne-Henzi (Bilderarchiv Rüttihubelbad)

Gemäss einer 1899 erschienenen Schrift herrscht auf dem Rüttihubel, im Gegensatz zu anderen, luxuriösen Badeorten, „häusliche Behaglichkeit”. Die Einrichtungen sind einfach, aber bequem und entsprechen ihrem Zweck und den hygienischen Ansprüchen. Das Landleben und der ungezwungene Umgangston werden als angenehm empfunden. Die „erdig-salinische Eisenquelle von beachtlicher Heilkraft” hilft im Laufe der Jahrzehnte vielen Kurgästen.

Noch Mitte des 20. Jahrhunderts kehren Gäste im Rüttihubelbad ein um die üppige, reichhaltige Bernerplatte mit der traditionellen „Merängge” zu geniessen. Doch dann wird es langsam still ums Rüttihubelbad. Über die Jahre machen sich Spinnweben breit und überall setzt sich Staub an. 1982 geht die Rüttihubelbad AG der Familie Schüpbach Konkurs.

1756 – 1834: Kampf für ein Badewirtschaftsrecht

Im Jahr 1756 errichtet die Familie Schüpbach auf dem Rüttihubel ein Bauernhaus. 1779 bekommt Peter Schüpbach die Bewilligung zur Bewässerung seines Landes eine Quelle zu erschliessen. Die Bedingung ist, dass er alles nicht benötigte Wasser als Tränke für die Kühe auf der Weide, in einen Brunnen leitet. Während den Arbeiten an der Quelle stellt Peter Schüpbach fest, dass es sich um eine Mineralquelle handelt. Noch im selben Jahr stellt er in einer einfachen Hütte einige Badewannen auf. Viele Menschen aus der Landbevölkerung reisen daraufhin zum Kur-Baden auf den Rüttihubel. Als der Herrschaftsherr von Worb, Johann Heinrich Rychiner, dies vernimmt, lässt er die Hütte niederreissen und die Badewannen zerstören.

Doch Peter Schüpbach gibt nicht auf. 1784 baut er im Keller seines Speichers sechs Badewannen und einen Kessel, um das Wasser zu wärmen. Wieder erhält er viel Besuch von Gästen. Am 10. August 1784 verbietet die Obrigkeit (gestützt auf das Gesuch vom Herrschaftsherrn von Worb und den Bericht des Sanitätsrates) die Errichtung eines Bades auf dem Rüttihubel. Sowohl 1786 als auch 1808 wird dieser Entscheid bestätigt. Trotzdem ist aus verschiedenen Quellen zu entnehmen, dass in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts auf dem Rüttihubel „von der ärmeren Classe” gebadet worden ist. Erst am 12. April 1834 erhalten Peter Schüpbach und seine Söhne ein Badewirtschaftsrecht, jeweils beschränkt auf die Zeit vom 1. Mai bis 1. Oktober.